Von hier ging alles los: Die ‚K2‘, unsere WG in Frankfurt-Heddernheim
Unsere Wohngemeinschaft am nördlichen Stadtrand von Frankfurt wurde kurzerhand zur Zentrale der neu gestarteten Initiative gemacht. Wichtig war vor allem der Telefonanschluß, denn zunächst konzentrierten wir uns auf das, was die Jugendlichen – mehr oder weniger – gelernt hatten: Alle hatten eine Ausbildung als Maler/Tapezierer oder Teppichbodenverleger begonnen und fast alle hatten die Ausbildung nur teilweise durchgeführt. Die ASH wurde also tätig im Bereich der Wohnungsrenovierung. Die Aufträge kamen aus dem damals noch vorhandenen Sympathisanten-Umfeld der Wohngemeinschaftsszene, von Lehrern und Sozialarbeitern, die unser Experiment unterstützen wollten.
Wachstum bringt Probleme …
Solange das Ganze in dem anfänglich kleinen, informellen Rahmen blieb, funktionierte es ganz gut. Über Unzuverlässigkeiten der Jugendlichen wurde großenteils hinweggesehen; in anderen Fällen mußten eben wir “ran”, um den Termin einer Renovierungsarbeit sicherzustellen.
Die Zahl der beteiligten Jugendlichen wuchs jedoch schnell; die über den “Sympathisantenmarkt” zu beschaffenden Aufträge reichten nicht aus. Folglich begannen wir, Kleinanzeigen in den Tageszeitungen zu schalten. Dies brachte uns zwar Aufträge, aber mit diesen Aufträgen auch jede Menge Ärger. Die Auftraggeber wußten natürlich, dass es sich bei unserer Arbeit um Schwarzarbeit handelte. So wurden wir des öfteren um den Lohn der Arbeit betrogen. Außerdem war es nun natürlich nicht mehr so locker mit den Arbeitszeiten und den gesetzten Terminen. Immer häufiger mußten wir einspringen, um Arbeiten fertigzustellen, bei denen die Jugendlichen aufgegeben hatten. Das Ganze geriet mehr und mehr zu fürchterlichem Streß – und hatte dann schlagartig ein Ende durch einen Brief der Handwerkskammer, mit dem wir bei Strafandrohung aufgefordert wurden, da ohne Meister, die Arbeiten und jede weitere Werbung dafür sofort zu unterlassen.
… und wie war das noch gleich mit den Geistern?
Wirklich unglücklich waren wir an diesem Punkt darüber nicht: Wir hatten uns in den Wochen davor von unseren Schützlingen regelrecht ausgebeutet gefühlt. Die behandelten uns wie eine Zeitarbeitsfirma, allerdings fordernder: Wehe, es gab keine Arbeit für die, die mal wieder meinten, ein bischen Geld zusätzlich brauchen zu können! Da ging dann der Punk ab: “Wieso kriegt der Arbeit, wieso ich nicht!?!” Und wehe dann, es fiel ein falsches Wort! Die körperliche Bedrohung lag ständig in der Luft. Da sich dies alles in unserer Wohnung abspielte, gab es auch keinerlei Möglichkeit, sich zurückzuziehen, einmal Ruhe zu finden von der ständigen psychischen und körperlichen Belastung. Selbst mitten in der Nacht konnte es geschehen, dass einige unserer Schützlinge sich randalierend Einlaß verschafften. Da hieß es dann aufzustehen und zwei, drei Stunden lang besänftigend auf die Jugendlichen einzureden, bis sie dann endlich Ruhe gaben.
In jeder Krise steckt auch eine Chance
Der Brief der Handwerkskammer war für uns die Chance, die Geister, die wir gerufen hatten, auf eine nicht racheträchtige Art wieder loszuwerden: Keine Arbeit – kein Geld; und ein über das unmittelbar zu verdienende Geld hinausgehendes Interesse “am Ganzen” gab es bei diesen ersten ASH-Mitarbeitern nicht.
So scheiterte der allererste – sozialarbeiterische – Ansatz schon nach einem guten halben Jahr. Unsere Schützlinge ließen uns in Ruhe. Wir hatten die noch nicht fertiggestellten Aufträge zu Ende zu bringen und standen dann vor der Frage: Was nun?
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