Notgedrungen: eine Verschnaufpause …
Beim letzten Neubau im Betriebshof der Krebsmühle hatten wir uns verkalkuliert. Zur Fertigstellung fehlten 300.000 DM, die nachfinanziert werden mussten, ohne durch zusätzliche Mieteinnahmen gedeckt zu sein. Zwar übernahm die EKK auch diese Nachfinanzierung, betrachtete aber danach ihr Engagement bei der Krebsmühle/dem Verein Hilfe zur Selbsthilfe wesentlich kritischer. Durchaus zu Recht, wie eine im Januar 1995 von Bine durchgeführte Berechnung ergab. Demnach lagen die monatlichen Mieteinnahmen zwar bei 72.700 DM. Davon gingen aber 68.900 DM direkt in den Schuldendienst (Zinsen und Tilgungen). Dass da keine Luft mehr blieb für größere Maßnahmen versteht sich von selbst – im Gegenteil begann eine Zitterpartie in Bezug auf die Zuverlässigkeit der Mieteinahmen: da durfte es keine Ausfälle geben. Entschärfen würde sich die Situation (durch Auslaufen erster Kredite) erst wieder im Jahr 2000.
Frankfurt muss sparen
Wesentlich dazu beigetragen hatte ein Sparprogramm der Stadt Frankfurt, das zu erheblichen Einschnitten in unser Flüchtlingsprojekt führte. Dabei wurde der uns ursprünglich zugestandene Tagessatz von 42,-Euro pro Tag und Flüchtling auf 25,- Euro reduziert. Außerdem entfiel die Belegungsgarantie – ab sofort musste sich Volker selbst darum kümmern, genügend Bewohner zu finden. Für Minderbelegung gab es keinen Ausgleich mehr. Und – das Schmerzhafteste – es handelte sich nun auch nicht mehr um die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen, sondern allgemein um die Unterbringung von Wohnsitzlosen, vermittelt über die ZVU (Zentralstelle für die Vermittlung von Unterkünften). Die Flüchtlingsproblematik bestand nach Ende der ersten Flüchtlingskrise für Frankfurt nicht mehr. Und uns ging der eigentliche Sinn des Projekts damit verloren.
Bine orientiert sich neu
Schlimmer noch war, dass Bine uns verloren ging. Die Erkundigungen im Osten (mit dem Erwerb des Ferienlagers in Lippersdorf) hatten wir noch gemeinsam durchgeführt. Anders als gedacht wurde dieses Projekt aber nie wirklich lebendig und deshalb auch nicht – wie erhofft – zum Kristallisationspunkt neuer interessanter Aktivitäten. In der Krebsmühle selbst war Stillstand angesagt, und die rein wirtschaftliche Weiterentwicklung der Betriebe war nicht Bine´s Ding. Dazu kamen einige persönliche Probleme. All dies führte dazu, dass Bine sich neu orientieren wollte. Sie verließ die Krebsmühle – ein schwerer Schlag (und für mich und das Ende eines Dreamteams).
Regina übernimmt
Die Führung des Vereins und die Verwaltung der Krebsmühle lag nun in der Hand von Regina, unterstützt von Eddi und natürlich in enger Zusammenarbeit mit Volker Morawitz, der nach wie vor das ‚Flüchtlingsprojekt‘ bzw. das, was davon übrig geblieben war, betreute. Regina gelang es, das Ferienlager in Lippersdorf wieder loszuwerden und weitere Kosten zu vermeiden (wir hatten uns beim Kauf zu Investitionen und auch zur Einstellung von Personal verpflichtet).
Die Waldorfschule zieht aus
Eine der großen Hoffnungen dieser Zeit war, dass wir im Rahmen eines Bebauungsplans die Genehmigung für den Bau neuer Schulgebäude auf dem Krebsmühlegelände erhalten würden, um die notwendige Erweiterung der Waldorfschule möglich zu machen. Daraus wurde nichts. Stattdessen fand die Stadt Oberursel auf dem von den Amerikanern zwischenzeitlich verlassenen Camp-King-Gelände Möglichkeiten für einen Schul-Neubau. Das nahmen die Waldörfer gerne wahr – und verließen die Krebsmühle.
Statt der für das Jahr 2000 erwarteten Entschärfung der Finanzsituation des Vereins ging diesem nun ein solventer Mieter großer Flächen verloren.