Entscheidungsstrukturen ungenügend
1986 hatten wir die ASH-Betriebe (gegen teils heftige Widerstände) weitgehend autonomisiert, um Rechte und Pflichten der Einzelbetriebe dem Ganzen gegenüber klar definieren und vor allem die monatlichen Abgaben an das ‚Zentralbüro‘ festlegen zu können. Diese ‚Profit-Center‘-Organisation war ein weiterer Versuch, die akuten Finanzprobleme dezentral (selbstverwaltet) in den Griff zu kriegen.
ASH-Betriebe waren damals die Holzwerkstatt, die Laugerei, der Laden, das Café-Restaurant, Arena, EPS (‚electronic printing systems‘, eine Firmengründung, die sich mit dem Vertrieb von HR-Laserdruckern beschäftigte, aber nur kurzzeitig tätig und daher für den weiteren Verlauf nicht von Bedeutung war) und Textline. Alle anstehenden betriebsspezifischen Entscheidungen blieben den Einzelbetrieben überlassen.
Betriebliche Arbeitsbesprechung – Plenum – ‚Donnerstagskreis‘
Neben der verbindlichen Teilnahme an den betrieblichen Arbeitsbesprechungen gab es das zweiwöchentlich tagende ASH-Plenum (Teilnahme unverbindlich) und den ‚Donnerstagskreis‘, in dem – bei ebenfalls freiwilliger Teilnahme und unter Einschluss der Modellfabrik-Betriebe – übergreifende Themen besprochen wurden.
Konflikt um PuFo-Einzug
Im Plenum – zu dieser Zeit hauptsächlich damit beschäftigt, den aktuell nötigen akuten Finanzbedarf festzustellen und sich Wege zu neuen Krediten/Bürgschaften auszudenken – kam es bei der Diskussion um einen möglichen Einzug von PuFo zu heftigen Auseinandersetzungen (‚mit Katholen wollen wir nichts zu tun haben‘) und schließlich zum Eklat. Das mag zum großen Teil ein Generationenkonflikt gewesen sein – jedenfalls zeigte sich an dieser Stelle, dass es bei den vielen ‚Neuen‘ in der Krebsmühle kein strategisches Denken (über den Tellerrand des eigenen Betriebs hinaus) zur Entwicklung der Krebsmühle gab.
Ein Basta! wird notwendig
Wir hatten das Desaster schon einmal erlebt, als es 1985 beim Konflikt um die Zwischenprüfung der Lernwerkstatt den Lernlingen zunächst schlicht egal war, ob mit der bei Verweigerung der Prüfung angedrohten Rückzahlung der bereits geflossenen Gelder der Bestand des Vereins/der Krebsmühle gefährdet wurde.
Solches unverantwortliches Verhalten würden wir nicht mehr hinnehmen. Zum nächsten Plenum gab es eine Darstellung der Problematik am Beispiel von PuFo mit der Ankündigung der Konsequenz: der Verein (HSH e.V.) war mit Hilfe der Stiftung Umverteilen! Eigentümer der Krebsmühle. Er war verantwortlich für die Rückzahlung der Kredite und die Weiterentwickung der Krebsmühle und würde aufgrund dieser Verantwortung zukünftig auch die Entscheidungen treffen.
Dies wurde – erstmalig bei der ASH – nicht zur Diskussion gestellt, sondern vorab entschieden und verkündet.
Neues Entscheidungsgremium: der HSH e.V.
Festgelegt wurde auch, wer ‚der Verein‘ sein sollte. Das waren in erster Linie die ASH-Mitglieder, die sich nun schon lange Jahre um die Krebsmühle gekümmert hatten, die Alt-ASHler also oder die ‚Kerngruppe‘. Andere sollten sich um die Mitgliedschaft im Verein bewerben können, allerdings erst nach mindestens zweijähriger Zugehörigkeit zu einem der Betriebe.
… bleibt erst mal informell
Damit tritt der HSH e.V. erstmals als aktiver Player in der Krebsmühle in Erscheinung. Eine Formalisierung von Mitgliedschaften und Mitgliederversammlungen findet aber noch nicht statt, da über lange Jahre die Aktiven der Krebsmühle und die Aktiven in den Vereinsangelegenheiten identisch sind.
Neuer Mieter: Die ARGUK-Umweltlabor GmbH
Die ARGUK hatte als Arbeitsgemeinschaft Umweltkontrolle e.V. schon seit 1983 ihr Büro in der Krebsmühle. Der Verein hatte sich gemäss seiner Satzung zum Ziel gesetzt, durch Analysen im eigenen und unabhängigen Labor Umweltschadstoffen auf die Spur zu kommen.
1986 war es dann soweit: aus der Arbeitsgemeinschaft entstand ein Unternehmen: die ARGUK-Umweltlabor GmbH.
Da wir nach dem Bau der Terrasse Räume für Büro und Laborbetrieb zur Verfügung stellen konnten, blieb die ARGUK auch nach der Firmengründung in der Krebsmühle. Sie ist ein unabhängiges Dienstleistungsunternehmen mit langjähriger Erfahrung und breiter instrumenteller Ausstattung auf den Gebieten der Umweltanalytik, der Untersuchung und Bewertung von Innenraum-Schadstoffen und der Schadstoff-Forschung und ist seither erfolgreich für Privatpersonen, Firmen, Kommunen, Ingenieurbüros und Ärzte beratend und bewertend in vielfältiger Weise tätig.
Die ARGUK wurde damit zum zweiten, hochgeschätzten ‚Fremd’mieter in der Krebsmühle und stand den ASH-Betrieben – vor allem der Ablaugerei – vielfach hilfreich zu Seite.