Mühle – Brotfabrik – Stillstand (1600 -1975)
1600
Erste urkundliche Erwähnung der Krebsmühle
Ein Kupferstich aus dieser Zeit zum Verlauf des Urselbach verzeichnet die ‚KrebsMühl‘
1732
Umbau zur Getreidemühle durch Johan Mates Rauch
Dokumentiert durch ein ‚Baugebet‘ über der Haustür des Müllerhauses: “Im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit steht dieser Bau. Ich, Johann Mates Rauch und Anna Margareta, seine Hausfrau. 1732”.
1825
Conrad Scheller erbaut ein neues Wirtschaftsgebäude
Im oberen Geländeteil entsteht ein Wirtschaftsgebäude mit Wohnraum, Lagerschuppen und Stallungen, wieder dokumentiert durch ein ‚Baugebet‘: “ERBAUT VON CONRAD SCHELLER UND DESSEN EFRAU ANNA MARIA GEBORENE HERONIMI IM JAHR DES HERRN 1825“.
1852
Umbau durch Josef und Justina Dröser
Dokumentiert durch Baugebet und Meldung im “Der Taunuswächter. Lokalblatt für die Taunus-, Main- und Nidda-Gegend”. Das Blatt meldet am 7. Oktober 1852, das nun die “neue Krebsmühle des Herrn Dröser” bis auf den äußeren Verputz vollendet sei.
1881
Großbrand mit Komplettzerstörung
Mühle und Müllerwohnhaus brennen komplett ab, meldet ‚Der Bürgerfreund‘ am 30.5.1881. Noch im selben Jahr erfolgt der Wiederaufbau durch Carl und Marie Dröser.
1950
Ende der Dröser-Ära
Adam Heinrich Dröser stirbt im Jahre 1948. Bis dahin Erweiterung der Geschäftstätigkeit um fertige Backwaren. Die Krebsmühle wird als “Taunusbrotfabrik” allgemein bekannt. Anfang 1950 wird der Betrieb eingestellt.
1952
Beginn der Ära Paul Schyma. Ausbau der Krebsmühle zur Brotfabrik
Als Neu- und Anbau entsteht das dreistöckige Fabrikgebäude mit modernem Bäckereibetrieb. Das Mehl wird zugekauft, die Mühle selbst wie auch das Müller-Wohnhaus und die 1825 entstandenen Gebäudeteile bleiben ungenutzt und beginnen zu verfallen.
1973
Abbruch der Wirtschaftsgebäude im oberen Hof
In den 1825 von Conrad Scheller errichteten Gebäuden besteht Einsturzgefahr. Sie werden abgerissen.
1974
Ende der Ära Schyma und der ‘Taunusbrot’-Brotfabrik
In Ermangelung eines Nachfolgers für Paul Schyma verkauft die Familie das Anwesen an den Berliner Brotfabrikanten Horst Schiesser und dessen Firma Geschi-Brot.
1975
Endgültige Stilllegung der Taunus-Brotfabrik
Die Krebsmühle fällt – ungenutzt und nur durch einen Hausmeister bewacht – in Dornröschenschlaf.
Weitere Informationen zur Entwicklung der Krebsmühle bis 1975:
Die Krebsmühle 1600 bis 1975
ASH (Arbeiterselbsthilfe) – die frühen wilden Jahre (1978 – 1989)
1978
Findungsphase
Verhandlungen mit Geschi-Brot. Entscheidungsprozess in der Gruppe. Pachtvertragsunterzeichnung am 1.8.1978.
Mehr lesen …1978
Auf- und Ausbau: Fuß fassen
Entscheidung für Antiquitätenhandel. Erste Umbaumaßnahmen für Holzwerkstatt, Ablaugerei und Laden. Werbemaßnahmen.
Mehr lesen …1979
Auf- und Ausbau: Neue Betriebe entstehen
Nach Aufgabe unseres alten Standorts in Bonames entsteht in der Krebsmühle unsere Druckerei. Die Ablaugerei wird erweitert und erhält eigene Räume.
1979
Politik: Die ASH/Krebsmühle ein Modell für Großbetriebe?
Können wir ein Modell für Großbetriebe in Selbstverwaltung sein? Erste Kontakte zur ‚Arbeiterklasse‘ in Form des Sozialistischen Büros (SB) in Offenbach und des ‚Haus der Gewerkschaftsjugend‘ in Oberursel.
1980
Politik: ‘POVO’ scheitert. Die ‘BASIS’ wird geboren.
Das Projekt POVO (‚politisch offensive Vertriebsorganisation‘) scheitert an linker Kleingeisterei. Wr starten ein neues Zeitungsprojekt, die ‚BASIS‘ (Betriebe ab sofort in Selbstverwaltung).
1980
Auf- und Ausbau: Aufbau der ASH-Gastronomie und Ausbau der Mühle.
Mitte 1980 erhalten wir die Konzession für unser Café-Restaurant, das bis dahin ‚unter der Hand‘ betrieben worden war. Mit den reisenden Gesellen von Axt+Kelle gelingt der Wiederaufbau des Mühlengebäudes. Dort entstehen Seminarräume.
1981
Auf- und Ausbau: Abschluss des Mietkaufvertrages.
Für den Abschluss des Mietkaufvertrages mit Geschi-Brot gründen wir den gemeinnützigen Verein ‚Hilfe zur Selbsthilfe e.V‘, damit der durch die Ausbauarbeiten entstehende Mehrwert nicht privatisiert werden kann. Selbstenteignung für die Seelenruhe …
1981
Auf- und Ausbau: Hochwasserkatastrophe im Juni.
Im Juni 1981 erwischt uns ein sogenanntes ‚Jahrhunderthochwasser‘. Ladenflächen und Schreinerei stehen metertief unter Wasser. Der Schaden bringt uns an den Rand des Ruins und führt zu Schulden, die wir noch jahrelang mitschleppen
1982
Politik: Gegenbuchmesse und Projektemesse
Parallel zur Frankfurter Buchmesse gibt es seit einigen Jahren die ‚Gegenbuchmesse‘ der Alternativ- und Kleinverlage. Die findet 1982 in den neu ausgebauten Räumen des Mühlengebäudes statt. Parallel veranstalten wir eine erste ‚Projektemesse‘, um die Öffentlichkeit für die Belange der Selbstverwaltung zu nutzen. Daraus entsteht – als Nachfolgerin der ‚BASIS‘ – die ‚Betriebszeitung in der TAZ‘, eine monatliche, von den beteiligten Betrieben selbst erstellte Beilage.
1983
Auf- und Ausbau: Gefährliche Finanznot nach Kanalbau
Die Krebsmühle wird an ein neu gebautes Kanalsystem angeschlossen. Die Anschlussgebühren übernimmt zunächst Geschi-Brot, fordert die aber zurück. Unsere Schulden bei Geschi-Brot wachsen auf 180.000 DM – wir brauchen unbedingt Unterstützung. Dazu erscheint unsere Broschüre ‚8 Jahre Betriebe in Selbstverwaltung‘.
1983
Auf- und Ausbau: ARENA, das freie Theater in der Krebsmühle, entsteht
Zusammen mit den freien Theatergruppen Frankfurts (FTF) starten wir das Projekt ARENA in unserem Theatersaal und einem gemeinsam gekauften Zirkuszelt.
1983
Auf- und Ausbau: Das Projekt Lernwerkstatt startet
Der HSH e.V. übernimmt die Trägerschaft für das von Diethelm Damm initiierte BDP-Projekt Lernwerkstatt, einer außerbetrieblichen Ausbildung für Mechaniker – in Selbstverwaltung!
1983
Auf- und Ausbau: Die Stadtgrenze - Zeitung rund um die Krebsmühle
Ein neues Logo (Krebs mit erhobener Faust) zeigt unser gestiegenes Selbstbewusstsein. Für die Information der örtlichen Bevölkerung gründen wir die Zeitung ‚Stadtgrenze – Zeitung rund um die Krebsmühle‚, die in 5.000 Exemplaren monatlich kostenlos verteilt wird.
1983
Politik: Projektemesse ohne den Schutz der Gegenbuchmesse
1983 wagen wir den großen Schritt: eine Projektemesse in der Krebsmühle ohne gleichzeitig durchgeführte Gegenbuchmesse. Ingenieurkollektive zeigen den Stand der Entwicklung alternativer Energietechnik. Die Messe findet große Öffentlichkeit. Die Bewegung wächst.
1984
Auf- und Ausbau: Die Stadtgrenze wird zum Kampfblatt
Auf heftige Anfeindungen durch die rechte Presse, den Oberurseler Magistrat und die Berufsschule müssen wir reagieren. Das tun wir mit der ‚Stadtgrenze‘.
1984
Politik: Der Verband der hessischen selbstverwalteten Betriebe wird gegründet
Nachdem sich in Hessen eine Regierungsbeteiligung der Grünen abzeichnet und von denen ein 7-Millionen-Programm zur Förderung der Selbstverwaltungswirtschaft aufgelegt wird, trommeln wir – zur frühzeitigen Einflussnahme – die hessischen Kollektive zusammen und gründen in der Krebsmühle den Verband der selbstverwalteten Betriebe Rhein/Main/Neckar/Lahn.
1984
Politik: Der Verein Freunde und Förderer der Ökobank wird gegründet
Eine ‚eigene Bank‘ scheint angesichts der ständigen Finanznot eine gute Idee, die wir nach Kräften unterstützen. In der Krebsmühle erfolgt die Gründung des Vereins der Freunde und Förderer der Ökobank. Der bezieht sein Büro in der Krebsmühle. Von hier aus läuft die Kampagne zur Sammlung des notwendigen Eigenkapitals.
1984
Auf- und Ausbau: Die Modellfabrik wird ‘aufgetan’
Wir finden ein leerstehendes Fabrikgelände in unmittelbarer Nachbarschaft der Krebsmühle und können mit dem Besitzer einen günstigen Pachtvertrag aushandeln. Das Objekt wird bezogen vom ‚Blätterwald‘ und der Elephant Holzwerkstatt. Unsere Druckerei zieht dorthin um – das Projekt Modellfabrik entsteht.
1984
Auf- und Ausbau: Die Café-Terrasse entsteht
Ein wichtiger Beitrag zur Infrastruktur der Krebsmühle ist der Bau der Café-Terrasse, mit der endlich eine direkte Verbindung zwischen dem ‚oberen Hof‘ und dem unteren Betriebshof der Krebsmühle geschaffen wird. Mit den entstehenden neuen Rettungswegen kann nun auch der Theaterbetrieb genehmigt werden.
1984
Politik: Der Höhepunkt 1984: Die Projektemesse
An den Diskussionen der Projektemesse 1984, organisiert vom Verband der selbstverwalteten Betriebe, beteiligen sich gesellschaftlich wichtige Institutionen und Funktionäre. Sie markiert den Höhepunkt der Selbstverwaltungsbewegung.
1984
Politik: Gründung von Wandelsblatt/Contraste
Unmittelbare Ergebnisse der Projektemesse 1984 sind das GO! (die Anerkennung der Szene) für die Ökobank und die Gründung der Zeitschrift ‚Wandelsblatt‘, später ‚CONTRASTE – Zeitung für Selbstverwaltung‘. Die ersetzt die Betriebszeitungsbeilage in der TAZ und wird – endlich – zum ernstgenommenen Informations- und Diskussionsforum der Bewegung.
1985
Auf- und Ausbau: Gründung der Textline GmbH
In Zusammenarbeit mit der Aktion Dritter Weg entsteht die Gemeinschaftsfirma Textline – Gesellschaft für Kommunikation und Datentechnik, unser erster Schritt in die Welt der EDV.
1986
Auf- und Ausbau: Der HSH e.V. wird Eigentümer der Krebsmühle
Mit einem Kredit der Stiftung Umverteilen! gelingt die Umschuldung: Der HSH e.V. wird Eigentümer der Krebsmühle und das Kapital der Gruppe ’neutralisiert‘.
1987
Auf- und Ausbau: Das Softwareteam wird gegründet
Die über Textline zusammengekommenen Programmierer entwickeln die ASH-eigene Verwaltungssoftware ‚Das Büro‘ und gründen die Firma Softwareteam, Gesellschaft für besondere Lösungen mbH. Wir sind ganz vorne dabei bei der technologischen Entwicklung.
1987
Auf- und Ausbau: Erste Fremdvermietungen - Publik Forum und Arguk
Es wird klar, dass wir die Krebsmühle alleine nicht halten können. Teile des Mühlengebäudes werden an den Verlag Publik Forum und das ARGUK-Umweltlabor vermietet. Mangels verantwortungsvoller Alternativen aktivieren wir den HSH e.V. als neues Entscheidungsgremium.
1988
Auf- und Ausbau: Nach Adu´s Tod zerfällt die Kerngruppe
Adu, wichtiges Bindeglied der Gruppe, stirbt überraschend am 16.7.1988. Danach zerfällt die Kerngruppe. Die ASH gerät in eine tiefgreifende emotionale und ökonomische Krise.
1988:
Auf- und Ausbau: Das Dach des Müllerhauses wird zur Wohnung ausgebaut
Harald Pawlowski, Chefredakteur von Publik Forum, finanziert den Ausbau des Dachgeschosses vom ‚Alten Haus‘ zur Wohnung für sich und seine Frau.
1988:
Auf- und Ausbau: Eröffnung der ‘Linse’
Die Linse eröffnet die neue Gastronomie in der Krebsmühle im Dezember 1988.
1989:
Auf- und Ausbau: PuFo bezieht ein weiteres Stockwerk der Mühle
Publik Forum finanziert den Ausbau eines weiteren Mühlenstockwerks und wir mit rund 700 qm größter Mieter in der Krebsmühle.