3. Juni 1981 – ‚Jahrhundert’hochwasser in der Krebsmühle
An diesem unschönen Junimorgen, nach einer Nacht mit starkem Unwetter, wurden wir mit dem Schreckensschrei ‚Hochwasser!‘ aus den Betten gerissen. Hochwasser am Urselbach – das war doch unmöglich. Schon in normalen mitteleuropäisch-wasserträchtigen Zeiten ist das ein Bächlein, da bleibt nicht mehr als ein Rinnsal, das sich vom Taunus in die Nidda quält. Und dieses Rinnsal soll ein ernstzunehmendes Hochwasser auslösen können?
Ein Blick aus dem Fenster, mehr noch der ahnungsvolle Gang runter in die Verkaufsräume bewies schlagartig: es kann. Uns blieb nichts: in aller Schnelle wurden die Möbel ins nächsthöhere Stockwerk geschafft, alle Mann ran und rein ins kalte Wasser, und als wir damit fertig waren, stand das Wasser schon einen Meter hoch in sämtlichen Räumen.
In der Druckerei standen sämtliche Maschinen mit ihren Motoren und Kompressoren, die Kameras, einfach alles unter Wasser. In der Schreinerei (mit ihren gerade erst neu gekauften Maschinen) als tiefstgelegenem Punkt auf dem Gelände erreichte der Wasserstand die stolze Höhe von 1,20 Metern.
Zum Glück gab es die Solidarität ‚der Szene‘: Viele Helfer fanden sich ein, die Maschinen auseinanderzunehmen, zu trocknen und wieder instand zu setzen (u.a. auch Heinz Hoffmann, unser derzeitiger Vereinsvorsitzender, der auf diesem Weg die Krebsmühle kennenlernte).
Es dauerte einige Wochen, bis die Druckerei den Betrieb wieder aufnehmen konnte, und es brauchte viel Zeit, die Nässeschäden an den Möbeln zu beheben. Die Schreinereimaschinen aber waren nicht mehr zu retten: von diesem Schlag erholte sich die geplante Schreinerei nicht mehr, neue Versuche dahin wurden danach nicht mehr unternommen.
Und gleich nochmal (weil´s so schön war?)
Angeblich schlägt der Blitz ja nicht zweimal an derselben Stelle ein und wir hatten das ‚Jahrhundert’hochwasser ja nun hinter uns und glaubten uns sicher. Weit gefehlt. Denn kaum hatten wir die letzten Reste Unrat beseitigt, traf es uns erneut. Wieder starker Regen und wieder in Minutenschnelle nach vorher glühender Hitze. Nur geschah dies diesmal mitten am Tag. Wir konnten reagieren, die Möbel wieder hochschleppen, die Eingänge zu Druckerei und Holzwerkstatt mit Sandsäcken verbarrikadieren und so den neuerlichen Schaden in Grenzen halten. Aber der Hof war endgültig ruiniert und musste ‚generalüberholt‘ werden.
Hilfe von Stadt und Land?
Wie immer bei solchen Katastrophen wurde auch nach dem ‚Jahrhundert’hochwasser vollmundig ’schnelle und unbürokratische Hilfe‘ versprochen. Bei unserer Schadenssumme von fast 300.000 DM hätten wir 25.000 DM kriegen sollen. 3.800 DM davon hätte die Stadt Oberursel übernehmen müssen. Dies scheiterte dann 1983 (!) endgültig an der Weigerung des Stadtkämmerers, ‚einem Laden wie der ASH‘ städtische Gelder zukommen zu lassen. Wolli hat in der 5. Ausgabe unserer ‚Stadtgrenze‘ im Juli ’84 den Ablauf dieser Leidensgeschichte beschrieben.
‚Normales‘ Hochwasser hatten wir danach wieder im Juli ’89, im Juni ’94 und im Januar 2003. Danach hatten wir endgültig ‚die Schnauze voll‘ und bauten im Mai 2004 einen Damm, der seither zuverlässig dafür sorgt, dass die Krebsmühle von Hochwässern verschont bleibt.